Ein Geschenk für Elio

Vielleicht kennt ihr das Gefühl, wenn ihr Geschichten schreibt. (Oder vielleicht macht ihr diese Erfahrung auch beim Lesen): Irgendwann werden die Figuren zu Vertrauten, zu Freundinnen und Freunden. Man leidet mit ihnen, man freut sich mit ihnen.
Mir geht es im Moment so mit Elio. Jeder und jede kann das Buch jetzt lesen, darüber urteilen – oder das Buch eben nicht lesen, ein anderes wählen, Elio einfach ignorieren! Elio, der Spiderman-Bilder und Schokoladenpapiere sammelt und Superheld werden will, wenn er groß ist.
Aber heute bin ich jemandem begegnet, der Elio versteht.
Ich war in einer Schulklasse, die beim Wettbewerb für Band 3 mitmacht. Ich bin mittendrin in diesen Lesungen, besuche Schulklassen, lese aus Band 1, erzähle von meinem Leben als Schriftstellerin, beantworte Fragen und eben: Ich sammle Ideen.
Da heute Samichlaustag ist, hat die Klasse zum Znüni einen Samichlaussack bekommen mit Nüssen, Mandarinen und Schokolade. Ich sass noch etwas dabei und zeigte interessierten Kindern meinen Zaubertrick. Dann verabschiedete ich mich.
Ich war schon beim Ausgang des Schulhauses, da hörte ich eine Kinderstimme hinter mir. Ein Junge rannte mir hinterher und rief: „Ich habe etwas für Elio. Ich habe ein Geschenk für ihn.“
Er streckte mir ein Schokoladenpapier entgegen.
Wie habe ich mich gefreut. Ich werde das Papier in Ehren halten und vielleicht ab und zu anschauen, wenn ich wieder einmal denke, dass Elio noch zu klein ist für diese Welt.

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