Über mich
Die ersten Buchstaben lernte ich mit fünf Jahren von meinem großen Bruder Beat. Für die Entschlüsselung dieser Codes zu einer Zauberwelt ergatterte er so manchen Nachtisch von mir.
Die Dorfbibliothek schien mir riesig und jede Woche schleppte ich einen Berg von Büchern nach Hause. Ich konnte sie am Abend nicht aus der Hand legen, wenn eine Kinderbande in einer Höhle feststeckte oder der Sturm über die Schatzinsel pfiff.
Ich heulte Rotz und Wasser, als ich den berühmten Satz von Erich Kästner las: „Es kommt im Leben nie darauf an, worüber man traurig ist, sondern wie sehr man trauert. Kindertränen sind, bei Gott, nicht kleiner und wiegen oft genug schwerer als die Tränen der Großen.“ In diesem Buch lebte ein Erwachsener, der mich verstand!
Ich trage die Atmosphäre meiner Kindheit noch in mir, den Zauber des Waldes beim Beerenpflücken und die heißen Tränen unter der Bettdecke.
Auch erfand ich schon „immer“ Geschichten. Ich erinnere mich zum Beispiel in jeder Einzelheit an eine Trauerweide. Sie inspirierte mich zu literarischen Höhenflügen. Nur leider stand sie vor dem Fenster des Kollegiums St. Fidelis, wo ich eigentlich lernen und nicht „träumen“ sollte. Doch Vektorgeometrie und Quantenmechanik perlten an mir ab wie ein Gewitterschauer an einer Multifunktionsjacke.